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In den 1920er-Jahren brachten mehrere tausend Zifferblattmalerinnen Uhrenzifferblätter mit der radioaktiven Leuchtfarbe Undark zum Leuchten. Dieser Traumjob kostete viele von ihnen ihre Gesundheit und letztlich ihr Leben.
Das Radium, entdeckt 1898 von Pierre und Marie Curie, wurde schnell als vielseitiges Wundermittel gefeiert. Es brachte Uhren nicht nur zum Leuchten, sondern versprach auch medizinische Wunderheilungen. Arbeiterinnen, die in den 1920er-Jahren Uhrenzifferblätter bemalten, kamen täglich mit radioaktiver Strahlung in Kontakt, ohne die volle Tragweite der Risiken zu kennen
Für viele junge Frauen klang es verlockend: Das Bemalen von Uhrenzifferblättern mit der fluoreszierenden Farbe Undark in einer Uhrenfabrik war nicht nur anspruchsvoll, sondern auch gut bezahlt. Die Arbeit versprach einen Hauch von Modernität, begeisterte sie doch mit der Vorstellung ewiger Jugend und Wundern der Wissenschaft. Radium fand damals Anwendung sowohl in Uhren wie auch in der Medizin.
Die 17-jährige Francis Splettstocher war eine von vielen, die in der Waterbury Clock Company Arbeit fand. Die Fabrik war Teil der florierenden Uhrenindustrie in Connecticut, auch bekannt als die „Schweiz Amerikas“. Millionen von Uhren wurden hier jährlich produziert, viele davon mit den im Ersten Weltkrieg eingeführten Leuchtziffern.
Undark, entwickelt vom Elektroingenieur William J. Hammer, war eine fluoreszierende Farbe, die Uhren auch in völliger Dunkelheit lesbar machte. Hammer kombinierte Radium mit Zinksulfid und schuf so einen glühenden Farbstoff, der bald weltweit gefragt war. Doch die Arbeit mit dem tödlichen Material sollte katastrophale Folgen haben.
Trotz des Wissens über die Gefahren von Radium wurden die Arbeiterinnen kaum geschützt. Sie spitzten ihre Pinsel mit den Lippen, um präzise malen zu können, und viele genossen es sogar, ihre Lippen und Zähne mit der glühenden Farbe zu bedecken. In ihrer Freizeit malten sie die Farbe als Accessoires auf Fingernägel und Kleidung. Währenddessen schützten sich die Laborwissenschaftler mit Bleiwesten.
Die Waterbury Clock Company verdiente am Hype um leuchtende Zifferblätter – die Nachfrage war riesig und die Produktionszahlen stiegen. Doch für die Radium Girls bedeutete dies, radioaktiven Substanzen ständig ausgesetzt zu sein. Bald darauf traten die ersten Krankheitssymptome auf.
Es war allgemein bekannt, dass Radium gefährlich ist. Doch den Arbeiterinnen wurde versichert, dass keinerlei Gefahr bestünde. Die Zifferblattmalerinnen erhielten keine Hinweise zur Arbeitssicherheit und die Anweisung, die Pinsel mit den Lippen zu spitzen, führte zu einer massiven Aufnahme von Radium in ihren Körpern. Die verheerenden gesundheitlichen Folgen zeigten sich bald.
Ein signifikantes Beispiel bietet das Schicksal von Francis Splettstocher. 1925 erkrankte sie an Anämie, litt unter akuten Zahnschmerzen und erlebte, wie sich ihr Kieferknochen auflöste. Sie verstarb qualvoll mit nur 21 Jahren. Ähnliche Schicksale trafen viele ihrer Kolleginnen, darunter Grace Fryer und weitere Klägerinnen gegen US Radium. Der lange Prozess und die damit verbundenen Leiden machen deutlich, wie desaströs die Arbeitsbedingungen in diesen Fabriken waren.
1927 reichte Grace Fryer gemeinsam mit vier weiteren Betroffenen eine Klage gegen US Radium ein. Die Frauen litten unter beschleunigtem Zahnverlust, Knochenschmerzen und anderen schweren Symptomen. In einem zermürbenden Prozess, der sich über Jahre hinzog, verlangten sie eine Entschädigung und die Übernahme ihrer Behandlungskosten. Trotz des Mangels an Beweisen schafften sie es, einen Vergleich zu erzielen, der jedoch keine Schuldeingeständnisse von US Radium beinhaltete.
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiesen Forscher auf die schädlichen Einflüsse radioaktiver Materialien hin. Diese Erkenntnisse wurden allerdings oft ignoriert oder heruntergespielt, vor allem von Unternehmen, die auf den wirtschaftlichen Erfolg des Radiums setzten. Die verhängnisvollen gesundheitlichen Folgen für die betroffenen Arbeiterinnen wurden erst durch die Gerichtsverfahren in den späten 1920er-Jahren offenkundig.
Es dauerte viele Jahre, bis staatliche Regulierungen und Grenzwerte für die Exposition gegenüber radioaktiven Substanzen eingeführt wurden. Ab 1941 galt in den USA ein Grenzwert von 0,1 Microcurie für die zulässige Belastung von Zifferblattmalerinnen.
Diese Regulierung basierte auf Messungen an ehemaligen Radium Girls und exhumierten Leichen der Verstorbenen. Ihre traurigen Schicksale führten zu strengeren Sicherheitsprotokollen und zu einer besseren Aufklärung über die Gefahren von Radioaktivität. In Deutschland regeln das Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) und die Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) den Umgang mit radioaktiven Stoffen, und setzen eine umfassende Überwachung und Sicherheit am Arbeitsplatz strikt durch.
Ein signifikantes Beispiel bietet das Schicksal von Francis Splettstocher. 1925 erkrankte sie an Anämie, litt unter akuten Zahnschmerzen und erlebte, wie sich ihr Kieferknochen auflöste. Sie verstarb qualvoll mit nur 21 Jahren. Ähnliche Schicksale trafen viele ihrer Kolleginnen, darunter Grace Fryer und weitere Klägerinnen gegen US Radium. Der lange Prozess und die damit verbundenen Leiden machen deutlich, wie desaströs die Arbeitsbedingungen in diesen Fabriken waren.
Eine Lektion aus diesem historischen Beispiel ist die Bedeutung von aktivem Rechtsbeistand für Arbeitnehmer. Betroffene sollten frühzeitig eine rechtliche Beratung suchen, um Arbeitsbedingungen anzufechten, die ihre Gesundheit gefährden. Dies kann durch spezialisierte Anwälte für Arbeitsrecht ermöglicht werden, die häufig über kostengünstige Erstberatungen hinweghelfen können.
Die Anzahl der tatsächlich an Radium verstorbenen Frauen bleibt ungeklärt. Das Argonne National Laboratory begleitete einige der Betroffenen, doch eine umfassende Auswertung fand nie statt. Die schädlichen Nachwirkungen radioaktiver Strahlung sind jedoch bis heute spürbar und erinnern uns an die Bedeutung des Arbeitsschutzes.
Die Geschichte der Radium Girls zeigt eindrücklich die verheerenden Folgen mangelnden Arbeitsschutzes und wirtschaftlicher Gier. Diese tragischen Ereignisse mahnen uns, die Gesundheit und Sicherheit von Arbeiterinnen und Arbeitern stets ernst zu nehmen und rigoros zu schützen.
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