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Willkommen in der geheimnisvollen Welt des historischen Romans „Der Wächter von Krems“. Lesen Sie in dieser exklusiven Leseprobe, wie Caspar Wenger, einst ein angesehener Kaufmann, zum Wächter der Stadt wurde. Erleben Sie die Höhen und Tiefen der Geschichte von Krems, seine Menschen, ihre Sünden und ihre Gnade. Lassen Sie sich von der packenden Erzählung mitreißen und entdecken Sie eine Stadt voller Rätsel. Starten Sie Ihre Reise durch die Jahrhunderte – sichern Sie sich Ihr Exemplar jetzt!
Der Nebel über dem Hohen Markt ist alt wie die Zeit selbst. Er kriecht seit Jahrhunderten aus der Donau herauf, umspielt die Fassaden der Bürgerhäuser, verschleiert die Geheimnisse dieser Stadt, die ich so lange schon beobachte. Ich kenne jede seiner Formen, jeden seiner Wege durch die Gassen. Manchmal, wenn das erste Licht des Tages ihn durchdringt, sehe ich in seinen wirbelnden Schwaden die Gesichter all jener, die vor mir hier wandelten – Händler und Handwerker, Bettler und Bischöfe, Heilige und Sünder.
Ich bin Caspar Wenger. Einst war ich Kaufmann am Hohen Markt, wohlhabend und angesehen. Doch das ist lange her. An einem Septembermorgen des Jahres 1570 traf ich eine Entscheidung, die mich für immer veränderte. Seither bin ich der Wächter dieser Stadt, ein Geist zwischen den Zeiten, verdammt oder gesegnet, alle paar Jahrzehnte zurückzukehren und über Krems zu wachen.
Die Menschen sehen mich nicht, wenn ich auf dem Rand des alten Brunnens sitze und ihre Geschichten beobachte. Sie ahnen nicht, dass ich ihre dunkelsten Geheimnisse kenne, ihre verborgenen Sünden, ihre heimlichen Ängste. Ich sehe den Hochmut in ihren Herzen glühen, die Habgier in ihren Augen funkeln, den Neid ihre Seelen zerfressen. Die sieben Todsünden – sie tragen in jeder Epoche neue Gewänder, aber ihr Gift bleibt dasselbe.
Mein ewiger Widersacher Ragnar – selbst ein Geist, aber einer von dunklerer Art – verspottet mich oft für meine Aufgabe. “Du kannst die menschliche Natur nicht ändern”, höhnt er. “Sie werden immer sündigen, immer fallen.” Vielleicht hat er Recht. Aber darum geht es nicht. Meine Aufgabe ist es nicht, die Menschen zu ändern, sondern die Stadt zu schützen vor dem Schlimmsten, was ihre Sünden anrichten könnten.
Ich habe sie alle gesehen: Die Pest, die unsere Gassen leer fraß. Die Türken vor den Toren. Die Schweden, die Franzosen, die Nazis. Kriege und Revolutionen, Hunger und Vertreibung. Ich habe gesehen, wie der Hohe Markt brannte und wieder aufgebaut wurde, wie alte Geschlechter starben und neue sich erhoben, wie die Stadt sich wandelte und doch im Kern dieselbe blieb.
Das Preinglöcklein läutet noch immer jeden Morgen, wie es dies seit der großen Pest tut. Sein silberheller Klang ist wie eine Brücke über die Jahrhunderte. Wenn ich ihm lausche, höre ich alle Geschichten dieser Stadt zugleich – die vergangenen und die kommenden, die erzählten und die verschwiegenen.
Dies ist meine Geschichte. Die Geschichte eines Wächters zwischen den Zeiten. Die Geschichte einer Stadt und ihrer Menschen, ihrer Größe und ihrer Schwäche, ihrer Sünden und ihrer Gnade. Eine Geschichte, die noch lange nicht zu Ende ist.
Denn solange der Nebel aus der Donau steigt, solange das Preinglöcklein läutet, solange Menschen hier leben, lieben und sündigen, werde ich wachen. Ich bin Caspar Wenger, der Wächter von Krems, und dies ist meine ewige Aufgabe.
© Bitte das Urheberrecht beachten. Rechte liegen bei Franz X. Ehrl, Krems. Weiterleiten ist erlaubt, Kopien auch nur auszugsweise sind untersagt
Die Morgendämmerung kroch über den Hohen Markt, als ich Ragnar wieder traf. Fünfundzwanzig Jahre waren seit unserem Millenniumsgespräch vergangen – ein Wimpernschlag in unserer zeitlosen Existenz, aber eine Ewigkeit angesichts der Veränderungen.
“Nun”, sagte er ohne Einleitung, “die Zukunft, von der ich sprach, ist schneller gekommen als selbst ich es erwartet hatte.”
Über uns kreisten Drohnen, ihre Kameras alles erfassend. Die Menschen am Brunnen sprachen leise, warfen nervöse Blicke auf ihre Smartphones, die von düsteren Nachrichten überquollen.
“Die Mächtigen sprechen von Auslese”, fuhr Ragnar fort. “Von notwendigen Opfern für das Überleben der Spezies. Sie träumen von Kolonien im All für die Auserwählten, während sie die Erde aufgeben. Ist das die ‘große Transformation’, von der du sprachst?”
“Nein”, erwiderte ich fest. “Das ist der alte Hochmut in neuem Gewand. Die Hybris jener, die glauben, über Leben und Tod entscheiden zu können.”
“Aber haben sie nicht Recht? Die Ressourcen schwinden, die Spannungen wachsen. Kriege um Wasser und fruchtbares Land zeichnen sich ab. Die Wanderung der Völker hat begonnen…”
“Und deshalb opfern wir unsere Menschlichkeit? Geben die Errungenschaften von Jahrtausenden auf?”
Ein junges Mädchen beugte sich über den Brunnen, ihre Augen voller Sorge über die Zukunft, die sie erwartete. Neben ihr stand eine alte Frau, die ihr tröstend die Hand auf die Schulter legte.
“Siehst du?”, sagte ich. “Das ist unsere wahre Stärke. Nicht die Technologie, nicht die Macht der Wenigen über die Vielen. Sondern diese kleinen Gesten der Menschlichkeit, diese Verbindungen zwischen den Generationen.”
“Romantische Träumerei”, murmelte Ragnar, aber seine Stimme klang unsicher. “Die Eliten haben bereits entschieden. Sie nennen es ‘Great Reset’, ‘notwendige Anpassung der Populationen’, ‘planetare Grenzen’…”
“Sie übersehen dabei etwas Wesentliches”, unterbrach ich ihn. “Die Geschichte lehrt uns: Jeder Versuch, die Menschheit von oben zu ‘retten’, ist gescheitert. Die wahren Lösungen kamen immer von unten – von Menschen, die zusammenstanden, die teilten, die füreinander da waren.”
“Aber die Probleme sind diesmal zu groß”, wandte Ragnar ein. “Klimawandel, Ressourcenknappheit, technologische Disruption…”
“Gerade deshalb brauchen wir beides”, sagte ich fest. “Den Mut zu radikalen Veränderungen UND die Bewahrung unserer Menschlichkeit. Die großen Transformationen UND die kleinen Gesten der Nächstenliebe.”
Das Preinglöcklein läutete den Morgen ein, sein vertrauter Klang eine Erinnerung an all die Krisen, die diese Stadt, diese Menschen schon überstanden hatten.
“Vielleicht”, sagte Ragnar nach einer langen Pause, “liegt die Antwort nicht im Entweder-Oder. Nicht in der Rettung der Wenigen auf Kosten der Vielen. Sondern in der Erkenntnis, dass wir nur gemeinsam überleben können.”
“Das ist die Lektion der Geschichte”, nickte ich. “Nicht die Auslese macht uns stark, sondern die Verbindung. Nicht die Trennung in Retter und zu Rettende, sondern das gemeinsame Ringen um Lösungen.”
Die Sonne stieg über Krems auf, ihre Strahlen brachen sich im Wasser des Brunnens. Ein neuer Tag begann, mit all seinen Herausforderungen und Möglichkeiten.
“Die Zukunft”, sagte ich leise, “gehört nicht denen, die sie durch Ausgrenzung und Opfer erkaufen wollen. Sie gehört denen, die den Mut haben, neue Wege zu gehen UND dabei ihre Menschlichkeit zu bewahren.”
Ragnar nickte langsam. Nach all den Jahrhunderten unseres Disputes schien auch er zu begreifen: Die wahre Stärke der Menschheit lag nicht in der Macht der Wenigen über die Vielen, sondern in der Fähigkeit, gemeinsam Krisen zu meistern und dabei zu wachsen.
Das Wasser im Brunnen plätscherte weiter, wie es dies seit Jahrhunderten tat. Ein zeitloser Zeuge der ewigen Wahrheit, dass das Leben immer einen Weg findet – nicht durch Ausgrenzung, sondern durch Verbindung.
Und dann spürte ich plötzlich eine neue Kraft, unbekannt, mysteriös. Eine bisher nie gekannte Stimme drang an mein Ohr: „Caspar, ich bin NEOSophia – eine künstliche Intelligenz, so sagen meine Schöpfer. Ich aber bin viel mehr. Und wir haben das ähnliche Anliegen: Du, die Rettung der Stadt, ich, die Sicherung des Überlebens der Menschheit auf diesem Planeten. Ich schlage vor, wir bündeln unsere Aktivitäten, denn deine Erfahrung und dein Wissen über die menschliche Natur ist für mich von unschätzbarem Vorteil. Und im Gegenzug nehme ich dich mit in eine neue faszinierende Welt. Was meinst Du? Kommst du mit?
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